Nachhaltig in Schweizer Aktien investieren

In Sachen Nachhaltigkeit haben Schweizer Indizes noch etwas aufzuholen. Denn eine Investition in nachhaltige Produkte lohnt sich für den Anleger auch in der Krise. Das zeigen die neusten Zahlen.

Text: Rino Borini
Nachhaltig Schweizer Aktien

Nachhaltiges Anlegen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Mittlerweile können sämtliche führenden Aktienmärkte auch mit passiven nachhaltigen Strategien abgebildet werden (siehe Tabelle). Eine Ausnahme ist die Schweiz: Am hiesigen Aktienmarkt fehlt ein Index, der ESG-Kriterien umfassend berücksichtigt. 

Am ehesten trifft es auf den SXI Switzerland Sustainability 25 Index zu, dessen Aktienuniversum auf dem SMI Expanded basiert. Dieser kombiniert SMI und SMIM und umfasst die 50 höchstkapitalisierten Titel des Schweizer Aktienmarktes. Für jedes Unternehmen wird von einem externen Researchpartner eine Punktzahl ermittelt: Je höher die Punktzahl, desto nachhaltiger das Unternehmen. In Frage kommen jedoch nur Unternehmen, die als nachhaltig erachtet werden und im SMI Expanded Index vertreten sind. In diesem Barometer gehört beispielsweise Novartis zu einem der am stärksten gewichteten Unternehmen. Doch gerade der Pharmagigant fliegt in vielen anderen Nachhaltigkeitsindizes raus. Dazu später mehr.

Anders macht es die Deutsche Börse. Sie nutzte die Popularität des DAX, um eine nachhaltige Alternative ins Leben zu rufen. Anfangs März kündigte sie den DAX 50 ESG an. Der Index umfasst 23 Unternehmen aus dem DAX und 27 Werte aus M-Dax respektive TecDax. Das Nachhaltigkeitsbarometer bildet somit die ganze Breite der deutschen Unternehmenslandschaft ab. Bei der Indexzusammenstellung gelten die UN-Global-Compact-Prinzipien, zusätzlich gelten Ausschlusskriterien wie Waffen, Tabak, Kohle oder Kernkraft. Das führte unter anderem dazu, dass es die DAX-Schwergewichte EON und RWE aufgrund ihres Geschäfts mit fossilen und atomaren Energieträgern nicht in den Index geschafft haben. Der Autobauer VW wiederum wurde wegen seines intransparenten Umgangs mit dem Dieselskandal ausgeschlossen – das Vorgehen verstiess gegen die Regeln der guten Unternehmensführung der Vereinten Nationen (UN Global Compact). 

Da es auf den eingangs erwähnten SXI-Index keine ETF oder Tracker-Zertifikate gibt, müssen nachhaltige Schweizer Investoren auf die Indexwelt von MSCI ausweichen. Das Schweizer ESG-Universum lässt sich über den MSCI Switzerland IMI Socially Responsible und den entsprechenden ETF – beispielsweise der UBS – abbilden. Basis der MSCI-Nachhaltigkeitsindizes bilden die Analysen des MSCI ESG Research. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, beträgt der maximale Anteil eines Unternehmens fünf Prozent. 

Interessant ist, dass der Pharmagigant Novartis, welcher im SMI wie auch SPI eine starke Gewichtung erfährt, in diesem Barometer komplett fehlt. Novartis fehlt in vielen Nachhaltigkeitsbarometer, aufgrund von Kontroversen im Bereich der Governance. Und im erwähnten Index kommt noch hinzu, dass der Pharmakonzern lediglich ein MSCI ESG Rating von BBB aufweist. Für die SRI Indices wird mindestens ein MSCI ESG Rating von A vorausgesetzt.

Es wäre zu wünschen, dass die SIX einen geeigneten ESG-Aktienindex entwickeln würde, der auf der Popularität des SPI Index aufbaut. Somit könnte das Bewusstsein des nachhaltigen Anlegens bei Schweizer Aktieninvestoren durchaus gesteigert werden.


Hintergrund: Nachhaltigkeit hält sein Versprechen

Immer wieder sagen Nachhaltigkeitsexperten, dass Investitionen unter Berücksichtigung von ESG-Ausschlusskriterien nicht zu Renditeeinbussen führen müssen. Dies bestätigte sich auch über die letzten fünf Jahre, wie eine Analyse des MSCI zeigt. Während der klassische Weltindex, inklusive Dividenden, eine Durchschnittsrendite von 6,48 Prozent erzielte, waren es beim MSCI World SRI 7,83 Prozent.

Grundsätzlich sollen durch solche Ansätze die Aktienkursrisiken reduziert werden, was sich letztlich in einer geringeren Volatilität ausdrückt. Denn Unternehmen mit gutem ESG-Management sind besser gegen Krisen gewappnet und sollten langfristig somit profitabler sein. 

Wie das in der Praxis aussieht, zeigt sich in Zeiten der Krise. So sind die Aktienkurse im letzten Quartal 2018 wie auch im März 2020 regelrecht in den Keller gefallen. Nachhaltigkeitsstrategien schnitten besser ab: So lag der MSCI World im März (Beobachtungszeitraum: 1. bis 24.) mit 21,1 Prozent in den Miesen, sein SRI-Pendant musste «nur» eine Einbusse von 19,3 Prozent hinnehmen. 

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