S&P 500 erreicht ein neues Allzeithoch

Die Rekordfahrt beim S&P 500 Index scheint kein Ende zu finden. Gibt es Anzeichen für ein Ende dieses Bullenmarktes oder sprechen wirtschaftliche Gründe weiterhin für US-Aktien?

Text: Adriano B. Lucatelli*

Wer die Börsenweisheit «Sell in May and go away, but remember to come back in September» befolgt hat, stellt erstaunt fest, dass er ziemlich viel Geld an den Finanzmärkten liegen lassen hat. So legte der Schweizer Index SPI in dieser Zeit rund 2,7 Prozent zu. In den USA betrug der Zuwachs des breiten S&P 500 mehr als 8,6 Prozent, womit er ein neues Allzeithoch erreichte. Was ist nun für die Zukunft der Aktienmärkte zu erwarten?

Die Aussichten bleiben vielversprechend. Dennoch ist Fingerspitzengefühl angesagt, weil politische Ereignisse Verunsicherung auslösen und zu niedrigeren Aktienpreisen führen können. Die Auswirkungen der Zinsnormalisierung in den USA werden erst im nächsten Jahr spürbar werden, und die wirtschaftlichen Grundlagen sprechen weiterhin für Aktien.

Im aktuellen Zinsumfeld ist weiterhin Vorsicht vor Staatsanleihen von Topschuldnern wie der Schweiz, Deutschland oder Japan angezeigt. Auch vor dem Hintergrund der markant steigenden Renditen sind die Kursverluste zu gross. Ausserdem soll vor Anleihen minderer Qualität («High-Yield») gewarnt sein, denn die Renditeaufschläge sind gegenüber den Investment-Grade-Anleihen zu gering. Attraktiver sind US-Obligationen oder Anleihen aus den Schwellenländern – letztere zumindest solange der US-Dollar nicht weiter aufgewertet wird und die globale Marktsituation sich nicht verschlechtert.

Dem US-Dollar dürfte langsam die Luft ausgehen. Es sieht nämlich ganz danach aus, dass sich die Investoren wenig Sorgen über die türkische Situation oder eine allfällige Ausbreitung des Problems auf die europäischen Banken machen. Deshalb ist zu erwarten, dass sie wieder vermehrt aus dem sicheren Hafen des Greenback aussteigen.

Gold kommt nicht vom Fleck, weil die Schwäche vieler Schwellenländer-Währungen einen negativen Einfluss auf die Edelmetallnachfrage hat. Zudem bietet der US-Dollar einen besseren Schutz und eine effektivere Portfoliodiversifikation, solange es nicht zu einer globalen Politikkrise kommt. Dennoch empfehlen wir nicht, sich von Gold zu trennen.

Das Erdöl hat zwar kräftig zugelegt, dürfte jetzt aber an seine Grenzen stossen. Der Hauptgrund liegt in der nie dagewesenen Höhe der Schieferölförderung in den USA. Auch Ängste, dass der Zusammenbruch des Ölsektors in Venezuela und die US-Sanktionen gegen Iran zu einem Engpass führen könnten, sind unbegründet. Tatsächlich hat die globale Ölförderung die möglichen Ausfälle mehr als kompensiert. Hinzu kommt, dass China angekündigt hat, Rohöl von Iran beziehen zu wollen.

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)