Welche Lehren können Anleger aus dem ersten Quartal ziehen?

Drei Monate sind eine kurze Zeit. Doch aus den Marktentwicklungen im ersten Quartal lassen sich einige Lehren ziehen. Ein Blick auf die Performance der wichtigen Fondskategorien zwischen Januar und März.

Text: Ali Masarwah*, Chefredakteur Morningstar

Allerorts ist die Rede von einer der besten Quartalsbilanzen überhaupt, mit denen Aktienanleger in diesem Jahr gesegnet wurden. Auch wenn es verständlich ist, dass die Freude über das Aktienplus weltweit nach dem sehr schwachen vierten Quartal 2018 überwiegt, wollen wir einen näheren Blick auf die Gewinner der ersten drei Monate dieses Jahres mit Blick auf die Fondskategorien werfen – und ein Fazit ziehen, das hoffentlich den Tag beziehungsweise das Quartal überdauert.

Kommen wir zunächst zu einer allgemeinen Feststellung. Verlierer finden sich kaum auf Ebene der Fondskategorien, die für Anleger in der sogenannten DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) von Relevanz sind. Soft Commodity Fonds verloren knapp ein Prozent an Wert und weltweit anlegende Reits-Fonds büssten unter 0,5 Prozent ein. Das ist also vernachlässigbar. Sogar Türkei-Aktienfonds, die im März um durchschnittlich gut elf Prozent einbrachen, retteten ein knappes Plus über die Zeit. Die Tabelle «Verlierer» zeigt die Liste der schwächsten Fondskategorien im ersten Quartal. Sie deutet an, dass Risiken bisher in diesem Jahr reich belohnt wurden.

Verluste nicht wettgemacht

Allerdings variierten die Gewinne sehr stark. Die im vierten Quartal 2018 mächtig unter die Räder geratenen europäischen Aktienfonds, allen voran Fonds für Standard- und Nebenwerte aus der Eurozone, speziell Fonds mit Deutschland Fokus, konnten zulegen. Aktienfonds für deutsche Standardwerte zogen um durchschnittlich 9,5 Prozent an, Nebenwerte-Fonds um gut zehn Prozent wie
auch Österreich-Aktienfonds.

Doch damit wurden die hohen Verluste des Vorjahres von 20 Prozent und mehr nur teilweise wettgemacht. Zur Erinnerung: 2018 standen in den Kategorien Einbussen von 20 Prozent und mehr auf der Tagesordnung. Der Schmerz wurde also allenfalls gelindert. Wer Anfang 2018 in diese Märkte einstieg, ist noch lange nicht wieder im Plus.

Ganz anders verhält sich die Lage bei Aktienfonds mit Schwerpunkt USA. Ungeachtet des tiefschwarzen beziehungsweise tiefroten Dezembers, als US-Aktien deutliche Verluste hinnehmen mussten, fiel die Gesamtbilanz für das vergangene Jahr nicht so schlecht aus, wie es viele Anleger vielleicht vermuten könnten. So verloren USA Standardwertefonds Blend, also Fonds, die typischerweise den S&P 500 als Benchmark haben, 2018 nur durchschnittlich 2,5 Prozent aus Sicht des Euro-Anlegers. USA-Growth-Fonds lagen im vergangenen Jahr sogar leicht im Plus. Das war auch dem starken Dollar zu verdanken.

Diese Entwicklung setzte sich nahtlos in diesem Jahr fort. Im ersten Quartal konnten USA-Aktienfonds auch dank der erneuten Dollar-Stärke ihre europäischen Pendants meilenweit outperformen. So gut wie alle US-Fondskategorien konnten um mindestens 15 Prozent in diesem Jahr zulegen, Wachstumswerte-Fonds, einschliesslich die sehr stark USA-lastigen Technologiefonds, legten um knapp 20 Prozent zu.

Die Tabelle, welche die Gewinner auf Kategorie-Ebene in diesem Jahr aufzeigt, enthält übrigens auch jede Menge asiatische Fondskategorien. Die Erholung vor allem chinesischer Aktien war ein interessanter Teilaspekt der Marktentwicklung im ersten Quartal. Ungeachtet der Unsicherheit über den Ausgang des Handelskonfliktes mit den USA konnten vor allem Fonds für China-Festlandsaktien stark performen. Sie legten aus Sicht des Euro-Investors um gut 30 Prozent zu.

Fazit

Diese kurze Übersicht bringt uns zu folgendem Fazit: Die rapide Erholung von Risiko-Papieren im ersten Quartal 2019 war nach der sehr schwachen Performance im vierten Quartal 2018 so nicht vorauszusehen. Das spricht folgerichtig für strategisch aufgestellte, stabile Portfolios und gegen taktisches Risikomanagement, zumal dann, wenn der Investor einen Langzeithorizont hat und sich seine Investitionsperiode in Jahrzehnten und nicht Jahren bemisst.

Die besonders ausgeprägte Erholung von China-Aktien unterstreicht, dass politische Unsicherheiten zumeist keine dominante Rolle an der Börse spielen. Die vielen, teilweise alarmistischen Kommentare zur Gefahr eines Handelskrieges hätte man also in den ersten drei Monaten vernachlässigen können.

Und zu guter Letzt zeigen die ersten drei Monate dieses Jahres, dass Anleger aus der Eurozone gut daran tun, ihre Investments zu diversifizieren: USA-Aktien und auch Emerging Markets gehören in ein diversifiziertes Portfolio – wie auch Fremdwährungen, die man auf der Bond-Seite allerdings nur in Massen einsetzen sollte. So bedauerlich es für patriotische Europäer sein mag: Die Wachstumszentren der Welt befinden sich ausserhalb Europas, und die Konjunkturschwäche der Eurozone ist bereits seit fast zehn Jahren Legende. Wir sollten die Konsequenzen daraus ziehen und unsere Portfolios stärker diversifizieren.

*Ali Masarwah ist als Chefredakteur für die deutschsprachigen Seiten von Morningstar verantwortlich. 


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